Sammlung LBBW
Digital Traces - Kunst im Zeitalter der Digitalisierung
Die Digitalisierung hat unsere Kommunikation, die Frage nach Realität und Fake sowie Autorenschaft und Kreativität grundlegend verändert. Künstlerinnen und Künstler reagieren darauf, indem sie digitale Technologien nicht nur als Werkzeuge, sondern als Gegenstand künstlerischer Reflexion nutzen. Die Sammlungspräsentation zeigt, wie unterschiedlich diese Auseinandersetzungen ausfallen können: von am Computer erstellten Vorlagen und von KI generierten Bildwelten über den Transfer von analog und digital und umgekehrt bis hin zu Fragen nach dem Einfluss der digitalen Welt.
In einer Zeit, in der digitale Technologien, künstliche Intelligenz, Soziale Medien und Virtual Reality unsere Welt prägen, wird Kunst zum Resonanzraum einer Gesellschaft im Umbruch – und zum Ort, an dem das Digitale sinnlich erfahrbar wird.
Die Sammlungspräsentation widmet sich dem Einfluss der Digitalisierung auf die zeitgenössische Kunst: als Werkzeug, Thema und gesellschaftliche Realität. Gezeigt werden Werke, die das Spannungsfeld zwischen Mensch und Computertechnologie ausloten und in denen „digitale Spuren“ sichtbar werden. Vor dem Hintergrund, dass künstliche Intelligenzen Bilder erzeugen können, die von menschlicher Hand kaum mehr zu unterscheiden sind, zeigt die Präsentation zudem, wie Künstlerinnen und Künstler digitale Werkzeuge nutzen oder reflektieren und dabei deutlich machen, dass der Mensch im kreativen Prozess nicht ersetzt, sondern herausgefordert wird.
Albert Oehlen gehört zu den Pionieren der digitale Techniken für seine Malerei nutzt. Bereits in den frühen 1990er-Jahren experimentierte er mit einfachen Computerprogrammen als Mittel zu einer neuen Abstraktion. Die daraus resultierenden Bildwelten aus Linien, Mustern und Störungen wurden zum Ausgangspunkt seiner Gemälde. Die generierten Motive wurden vergrößert und auf Leinwand übertragen und mit weiteren Techniken gestischer Malerei in Öl und mit Sprühfarbe entstanden großformatige Gemälde. Der Computer diente ihm dabei nicht als Ersatz, sondern als ein Hilfsmittel, das eine bestimmte Ästhetik, Begrenzung und Regelhaftigkeit in den künstlerischen Prozess einführt.
Von der Welt der Computerspielkultur ließen sich die Künstlerin Mary-Audrey Ramirez inspirieren. Als passionierte Gamerin lässt sie in ihren neusten Arbeiten auf Textil Referenzen zum Gaming und der virtuellen Welt einfließen. Dazu nutzt sie Text-zu-Bild KI woraus verrückte Szenarien und niedliche bis gruselige Fantasiewesen entstehen.
KI wird ebenfalls von den Künstlern Manuel Graf und Andreas Greiner genutzt und mithilfe von neuen technologischen Verfahren umgesetzt. Die Ästhetik der Lokomotiven von Manuel Graf fundieren ebenfalls auf einen Text-zu-Bild-Generator, der nach einer konkreten Aufforderung eine Vielzahl von Bildern erstellt, aus denen er Motive auswählt und in 3D-Drucke erstellt. Graf sieht die KI als Werkzeug, das kreative Prozesse bereichert, aber auch zum Nachdenken über unsere Zukunft anregt. Die KI als Zukunftsangst, aber auch Fortschrittsglaube – wie einst die Eisenbahn, die Veränderung und Fortschritt brachte.
Andreas Greiner untersucht mit seinen Arbeiten ebenfalls den technischen Fortschritt und seine Auswirkungen. Seine apokalyptischen Motive gestaltet er mithilfe der KISoftware Midjourney. Als Bildträger nutzt Greiner Computerplatinen (Leiterplatten für elektronische Geräte).
Morgaine Schäfer verknüpft analoge und digitale Fotografie, um Fragen von Identität, Erinnerung und Herkunft zu erforschen. In ihrer Serie magnify digitalisiert sie Diaaufnahmen ihres Vaters aus den 1970er-Jahren mit ihrer Handykamera, wählt Bildausschnitte aus und fotografiert das Smartphone ab - so „zoomt“ sie sich digital in die Vergangenheit ihrer eigenen Familiengeschichte.
Avery Gia Sophie Schramm überführt digitale Bildkulturen in die Malerei. Ihre* Werke beginnen im Internet: Memes, GIFs und Logos fragile Träger kollektiver Emotionen und politischer Kommentare werden am Rechner zu komplexen Kompositionen zusammengeführt und anschließend in altmeisterlicher Öltechnik auf Leinwand übertragen. So verwandeln sich die flüchtigen Bilder des Netzes in dauerhafte Ölgemälde. Schramms Arbeiten sind Reflexionen über die Meme-Kultur als Spiegel gesellschaftlicher Spannungen und Identitätsdiskurse und zugleich über die neue Macht der Bilder im digitalen Zeitalter.
Die Sammlung LBBW
Mit mehr als 3.000 Werken besitzt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) eine der großen deutschen Unternehmenssammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Seit ihrer Gründung versteht sich die Sammlung als kulturelles Engagement der Bank und als ein sichtbares Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung.
Sie umfasst eine über fünfzigjährige Sammlungsgeschichte und vereint nationale wie internationale künstlerische Positionen. Heute liegt der Fokus auf Werken, die am Standort Deutschland oder von deutschen Künstlerinnen und Künstlern innerhalb der letzten Dekade entstanden sind. Dabei ist die Sammlung intermedial offen angelegt: Malerei, Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen, Medienkunst und Installationen spiegeln die Vielfalt der zeitgenössischen Kunstproduktion.
Thematisch setzen sich die Sammlungsschwerpunkte mit gesellschaftlich relevanten Fragen unserer Zeit auseinander. Darunter fallen Themenkomplexe wie Globalisierung, Ökonomisierung, Digitalisierung, Identität sowie Natur und Umwelt. Somit bietet die Sammlung eine Plattform des Diskurses – sowohl im Unternehmen selbst als auch mit der Öffentlichkeit.
Anhand thematisch konzipierter Messepräsentationen möchte die Bank aktiv in den Dialog mit der Öffentlichkeit treten – und zugleich einen gesellschaftlichen Beitrag zur kulturellen Bildung leisten.
