18.04.2023

Den Staffelstab weitergeben

Messe-Geschäftsführerin Britta Wirtz zur Zukunft der art KARLSRUHE

Frage: 20 Jahre art KARLSRUHE – da darf man Ihnen, dem ganzen Messe-Team und insbesondere dem Gründungsvater, Ewald Karl Schrade, natürlich herzlich gratulieren. Denn eine solche Leistung, Kontinuität auch in gesellschaftlich und wirtschaftlich unruhigen Zeiten zu garantieren, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie verdient größten Respekt. Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?

Britta Wirtz: Zweifellos spielten in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Baden-Württemberg als Bundesland, in dem zahlreiche Sammler zuhause sind, und natürlich die ZKM-Stadt Karlsruhe als UNESCO City of Media Arts boten ideale Voraussetzungen, die art KARLSRUHE attraktiv erscheinen zu lassen. Freilich geht es auch um Aufenthaltsqualitäten im Badischen, um gastronomische und vielfältig kulturelle Angebote; zudem überzeugen unsere schönen hellen Messehallen, wie ich immer wieder höre. Nicht zuletzt – und da richtet sich mein Dank an Ewald Karl Schrade und das Team – wird seitens des Publikums und der Ausstellenden stets Wert auf den Service-Charakter der Messe gelegt. Mit der art KARLSRUHE haben wir da auch im internationalen Vergleich allzeit gut punkten können. Sie sehen: Kein Geheimnis, dieser Erfolg, sondern schlichtweg eine Dienstleistung auf der Basis hoher fachlicher Standards.

Frage: Dass Ewald Karl Schrade nun als Kurator ausscheidet, fortan einzig den Aussteller geben mag, stellt gewiss einen Einschnitt dar, auf den Sie sich freilich in den vergangenen beiden Jahren einstellen konnten. Ohnehin seitens der Messe Karlsruhe allerorten mit Fragen der Transformation beschäftigt, haben Sie einen Wechsel vollzogen, der sich verkürzt auf die Formel „Vom Solisten zur Doppelspitze“ bringen lässt. Vor welchem Hintergrund muss man diese Entwicklung sehen?

Britta Wirtz: In einem Kunstbetrieb, der in den vergangenen 20 Jahren rasant zugelegt hat, will aufmerksam beobachtet werden, wie sich die Wünsche und Bedürfnisse allseits ändern, wie Kunstschaffende und die ihr Tun Vermittelnden neue Wege einschlagen. Bekanntlich hat sich die gesamte Arbeitswelt in diesem jungen Jahrtausend gewandelt, und so war es naheliegend, zunehmend Team-Gedanken einfließen zu lassen. Im Zuge einer Ausschreibung haben wir also keine/n Schrade-Nachfolger/in gesucht, sondern eine/n Vorsitzende/n des Beirats, der/die von 2024 an quasi wie ein/e Außenminister/in tätig ist, nämlich Kristian Jarmuschek, und das im Zusammenwirken mit der langjährigen Projektleiterin der art KARLSRUHE, der Kunsthistorikerin Olga Blaß. Als Doppelspitze werden beide nach der Jubiläumsmesse gemeinsam den Staffelstab und die Regie übernehmen – und die art KARLSRUHE in die Zukunft führen.

Frage: Wird das neue Leitungskonzept mit einer Programmkorrektur verbunden sein? Gibt es Pläne, die art KARLSRUHE neu zu orientieren?

Britta Wirtz: Nein, das einst von Ewald Karl Schrade erdachte Grundkonzept dieser Kunstmesse stimmt. Warum sollten wir ändern wollen, was uns seit 2004 Jahr für Jahr mehr Erfolg beschert hat: Immerhin konnten wir vor der Pandemie stets um die 50 000 Besucherinnen und Besucher zählen, aus dem gesamten deutschsprachigen Raum; viele internationale Gäste zudem. Darunter „kaufkräftiges Publikum“, wie „Artnet“ kommentierte. Aber wir werden die art KARLSRUHE natürlich entwickeln, stets auf den Basis einer sorgsamen Markt-Beobachtung. Und auf dem Bogen, den wir von Anfang an von der Klassischen Moderne zur Gegenwartskunst geschlagen haben.

Frage: Mit Kristian Jarmuschek haben Sie an der Seite von Olga Blaß einen Insider im Messe-Einsatz, der wie Schrade als Galerist tätig ist, der obendrein reichlich Messe-Erfahrung einbringt. Kein Zufall, oder?

Britta Wirtz: Ich kann nicht verschweigen, dass es mir sehr recht ist, dass er diese Expertise einbringt. Denn in den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sich am laufenden Band und eben am Beispiel Schrade gezeigt, dass Messe-Macher, die alle Sorgen und Wünsche ihrer Kolleginnen und Kollegen kennen, viel für die gemeinsame Sache tun können. Es ist schlichtweg hilfreich, in schwierigen Situationen über die gleiche Einschätzung in der Sache und eine bewährte Diktion auf Augenhöhe zu verfügen.

Frage: Wie man hört, so gibt es bereits jetzt, anlässlich des Starts zur 20. art KARLSRUHE und der Staffelübergabe in der Regie, erste Aktivitäten der Messe Karlsruhe, die an eine Art Neuanfang denken lassen. Stimmt das?

Britta Wirtz: Womöglich meinen Sie die Gründung des gemeinnützigen Vereins „Freunde und Förderer der art KARLSRUHE e.V.“. In der Tat wollen wir in Bezug auf die Kunst- und Wissensvermittlung zulegen, dabei auch Kinder und Jugendliche einbinden. Außerdem ist es uns ein Anliegen, einen Beitrag zu leisten, dass Museen ihre Sammlungen ergänzen können. So soll der Verein auf der art KARLSRUHE Kunstwerke erwerben, die dann als Leihgabe oder Geschenk weitergegeben werden.

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