Digitale Spuren, leuchtende Bildwelten, Pop Art und junge Positionen: Die Sonderausstellungen der art karlsruhe 2026
Kuratierte Sonderausstellungen gehören seit jeher zum festen Bestandteil der art karlsruhe.
2026 umfasst das Programm vier inhaltlich klar gesetzte Beiträge: die Sammlungspräsentation der LBBW unter dem Titel „Digital Traces“, die Sonderausstellung zum privaten Sammeln Rolf Behm – „Farbe, Form, Fabelwesen“, die Pop Art-Präsentation aus der Sammlung Kohlrusch sowie das Nachwuchsformat academy:square.
Von digitalen Bildwelten über erzählerische Malerei und Pop Art bis hin zu aktuellen Arbeiten junger Absolventinnen und Absolventen geben sie Einblicke in künstlerische Positionen von hoher Relevanz und zeigen gleichzeitig, wie gesellschaftliche Themen und künstlerische Fragestellungen miteinander verwoben sind. „Die Sonderausstellungen sind für uns ein bedeutender Teil des Messeprofils“, sagt Olga Blaß, Projektleiterin der art karlsruhe. „Sie schaffen Räume für Dialog, zeigen inhaltliche Linien auf und geben Sammlungen sowie jungen Talenten die Wertschätzung und Beachtung, die sie verdienen.“ Kristian Jarmuschek, Vorsitzender des Beirats der art karlsruhe, ergänzt: „Gerade in Baden-Württemberg, wo es viele bedeutende Sammlungen gibt, möchten wir verstärkt eine zeitgenössische Sicht auf das Sammeln ermöglichen, etwa durch die Zusammenarbeit mit jungen Kuratorinnen. Denn hinter jeder Sammlung steckt nicht nur ein Bestand, sondern auch eine persönliche Leidenschaft, eine individuelle Perspektive und ein kultureller Impuls.“
Digital Traces – Kunst im Zeitalter der Digitalisierung
Was passiert, wenn sich Kunstschaffende mit der digitalen Welt auseinandersetzen? Diese Frage steht im Zentrum der Sammlungspräsentation „Digital Traces“ der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) – von Anbeginn an eine bedeutende Partnerin und Unterstützerin der art karlsruhe. Sie stellt künstlerische Positionen vor, die den digitalen Wandel nicht nur technisch reflektieren, sondern gesellschaftlich, kulturell und ästhetisch befragen. Zu sehen sind u. a. Werke von Isa Genzken, Albert Oehlen, Stefani Glauber, Mary-Audrey Ramirez, Manuel Graf, Andreas Greiner, Morgaine Schäfer oder Avery Gia Sophie Schramm.
Sie und viele andere zeigen, wie unterschiedlich die Auseinandersetzung mit digitalen Technologien aussehen kann. Von KI-generierten Bildwelten über Gaming-Bezüge und 3D-Drucke bis hin zur digitalen Bearbeitung von archivierten Privataufnahmen: „Angesichts des allgegenwärtigen Einflusses der Digitalisierung und des schnellen technologischen Fortschritts, ist es spannend zu sehen, wie differenziert Künstlerinnen und Künstler diese Prozesse aufgreifen: als Werkzeug, als Thema, als gesellschaftliche Realität“, sagt Kuratorin Sarah Haberkorn, Leiterin der Sammlung LBBW.
Albert Oehlen etwa nutzt seit den 1990ern computergestützte Verfahren zur Bildgenerierung und kombiniert diese mit klassischer Malerei. Die Luxemburger Künstlerin Mary-Audrey Ramirez bezieht sich auf virtuelle Spielewelten, während Manuel Graf mithilfe von Text-zu-Bild-Generatoren Lokomotiven in plastischen Objekten weiterdenkt. Morgaine Schäfer bringt mit dem Smartphone aufgenommene analoge Dias ins digitale Jetzt und der Potsdamer Künstler Avery Gia Sophie Schramm hält Memes, GIFs und Logos aus dem Netz in altmeisterlicher Malerei fest. Die Ausstellung zeigt, dass künstlerisches Denken in digitalen Zeiten nicht verschwindet, sondern neue Formen findet.
LBBW academy:square Award zeichnet neue Perspektiven aus
Nachwuchsförderung der art karlsruhe mit der LBBW und monopol
Mit der 2024 gestarteten Sonderausstellung academy:square gibt die art karlsruhe gemeinsam mit der LBBW verheißungsvollen Absolventinnen und Absolventen der drei baden-württembergischen Kunsthochschulen (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) eine eigene Bühne. Unter den von den Hochschulen eingereichten Vorschlägen, wählten in diesem Jahr Sarah Haberkorn, Leiterin der Sammlung LBBW, Elke Buhr, Chefredakteurin des Kunstmagazins monopol und Kristian Jarmuschek, die jeweils sechs überzeugendsten Positionen aus. Die Präsentation zeigt das Spektrum der aktuellen künstlerischen Ideen und verdeutlicht, welche Themen zukünftig Relevanz haben werden. Erstmals in 2026, wird eine Künstlerin oder Künstler mit dem academy:square Award der LBBW ausgezeichnet. Im Rahmen dieser Auszeichnung wird ein Werk für die Sammlung der LBBW erworben.
Rolf Behm – Farbe, Form, Fabelwesen: Sonderausstellung zum privaten Sammeln
Mit der Sonderausstellung zum privaten Sammeln rückt das Werk des international renommierten, in Karlsruhe geborenen Künstlers Rolf Behm in den Fokus. Behm studierte an der Karlsruher Kunstakademie (u. a. bei Markus Lüpertz) und lebte u. a. in London, Florenz, Berlin und Brasilien. Stefanie Patruno, Direktorin des Kunstmuseum Karlsruhe, kuratiert eine Hommage an einen Künstler, dessen Werk eng mit Karlsruhe und dem kulturellen Netzwerk des Südwestens verbunden ist. Die Präsentation unterstreicht einmal mehr, wie eng Kunstschaffende, Sammlerinnen und Sammler und Institutionen in der Region verbunden sind. Die Ausstellung versammelt rund zwanzig Arbeiten aus unterschiedlichen Werkphasen: Aktuelle Arbeiten treffen auf Leihgaben aus bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen. „Rolf Behms Werk erzählt mit großem Farbenreichtum und Offenheit von Wahrnehmung, Erinnerung und Imagination“, sagt Kuratorin Stefanie Patruno. „Er macht sichtbar, wie konsequent sich eine künstlerische Handschrift über Jahrzehnte entwickeln kann.“ Behm verbindet in seinem Werk malerische Abstraktion mit gestischer Verdichtung und bildhaftem Erzählen. In seinen Serien entwickeln sich Figuren, Formen, Strukturen – etwa in den „Chimären“ oder im „Malergepäck“, wo Reiseszenen, Mythen und Wahrnehmungsfragmente in dichte Farbräume übersetzt werden.
Auffällig ist die intensive Farbpalette: Hell-Dunkel-Kontraste, Rosa neben Grün, transparente gegen dichte Oberflächen. Behm verzichtet bewusst auf Schwarz – und schafft Bilder, in denen das Auge stets in Bewegung bleibt.
Die Sonderausstellung wird gemeinsam mit der Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank realisiert, in deren „Kunstsammlung der Berliner Volksbank“ Behms Werke ebenfalls vertreten sind und zuletzt im Kunstforum Wien ausgestellt wurden.
Pop Art aus der Sammlung Dietmar Kohlrusch
Ein weiteres Highlight innerhalb des Sonderausstellungsprogramms 2026 liegt auf der privaten Sammlung des Kulmbacher Unternehmers Dietmar Kohlrusch. Die private Sammlung zählt zu den profiliertesten im Bereich der Pop Art und vereint zentrale Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler aus 70 Jahren, wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Alex Katz, Tom Wesselmann, Heiner Meier, und Keith Haring. Auf der art karlsruhe 2026 wird eine, von Marwin Ackermann kuratierte, Auswahl daraus öffentlich präsentiert.
Vollständige Galerienliste: art-karlsruhe.de/galerienliste
Weitere Informationen: art-karlsruhe.de, facebook.com/artkarlsruhe, instagram.com/art_karlsruhe, art-karlsruhe.de/linkedin
