Kunst nach 1945

Die Vertreter der ZERO-Bewegung sind vielfach auf der art KARLSRUHE vertreten. Hier zu sehen: Eine Papiercollage von Heinz Mack bei der Galerie Geiger in Halle 2.
Die Vertreter der ZERO-Bewegung sind vielfach auf der art KARLSRUHE vertreten. Hier zu sehen: Eine Papiercollage von Heinz Mack bei der Galerie Geiger.

Die "Kunst nach 1945", mit der auf der art KARLSRUHE die Halle 2 überschrieben ist, soll künstlerische Positionen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet haben, genauso umfassen wie auch etablierte zeitgenössische Positionen.

Stilpluralismus

Der Zweite Weltkrieg markierte einen tiefen Einschnitt auch in das Schaffen von Künstlern. Einfach da weitermachen, wo man vor dem Krieg aufgehört hatte in der Kunst - das ging nicht. In Deutschland standen die bildenden Künstler vor der Herausforderung, sich neu erfinden zu müssen, ihrer Kunst eine neue Richtung zu geben. Das Ergebnis war ein Stilpluralismus, der sich schwer zusammenfassen lässt. Einer der wichtigsten Impulse kam in den späten 40ern aus den USA. Jackson Pollocks sogenannte Action Paintings und Robert Rauschenbergs weiße Leinwände eröffneten den Künstlern ein breites Feld an Möglichkeiten.

In Europa erregte Yves Klein mit seinen monochrom blauen Leinwänden Aufsehen. Die leuchtende Farbe mischte er selbst und ließ sie patentieren. Er bemalte die Körper von Aktmodellen in seinem Blau und ließ sie sich auf Papier abdrücken - als Abbilder der nackten Wirklichkeit. Die Handschrift, die persönliche Note des Künstlers, die vor dem Krieg immer wichtiger wurde, war in den Werken der Nachkriegskünstler eliminiert. Zufall und Fremdeinwirkung bestimmten jetzt das Motiv entscheidend mit.

Futurismus

Eine weiterer herausragender Künstler gleich nach dem Krieg war der Italiener Lucio Fontana, der im Jahr 1946 das „Manifesto bianco“ („Weißes Manifest) initiierte, das die Gedanken des Futurismus aufnahm und eine Synthese von Malerei, Bildhauerei, Musik und Dichtung vorschlug und eine Abkehr von den herkömmlichen Materialien forderte. Mit den Manifesten seiner „Movimento spaziale“ (Raumkunst) ab dem Jahr 1947 ging er vom Ende aller statischen Kunstgattungen aus, die durch eine dynamische Kunst ersetzt werden sollten. Das Werk sollte allein aus der Vorstellungskraft des Betrachters wirken, indem es „von aller malerischen und propagandistischen Rhetorik“ befreit werden sollte. Dieses neue Raumkonzept setzte Fontana um, indem er Bilder perforierte und damit statt eines zweidimensionalen Werks Plastizität erreichte. Das Lochmuster entstand meistens auf monochromen Bildern, eine Begrenzung der Fläche fehlte.

Fluxus

In Deutschland fanden Anfang der 60er-Jahre beispielsweise die ersten Fluxus-Veranstaltungen statt. Der Begriff Fluxus kommt aus dem Lateinischen, fluere bedeutet fließen. Die Bewegung geht auf den US-amerikanischen Künstler George Maciunas zurück, der ihr auch ihren Namen gab. In Deutschland war es Wolf Vostell, der die Kunstrichtung begründete und sagte, Kunst sei Leben und Leben Kunst. Im Ineinanderfließen von Leben und Kunst wandten sich die Künstler von der Malerei ab und dem Happening zu. Die Fluxisten waren darauf aus, die Konventionen zu verflüssigen. Teilweise sogar im wahrsten Sinne des Wortes. 1967 schuf Joseph Beuys während der Veranstaltung "Fluxus" in Darmstadt einen mit atonaler Musik beschallten "Fettraum" aus 375 Päckchen Margarine. Nam June Paik füllte einen Nachttopf mit Farbe, tauchte seinen Kopf ein und zog ihn über einen Papierstreifen.

Pop Art

Tom Wesselmann zu sehen bei der Galerie Benden. Foto: Messe Karlsruhe, Jürgen Rösner
Tom Wesselmann zu sehen bei der Galerie Benden. Foto: Messe Karlsruhe, Jürgen Rösner

Eine weitere Stilrichtung kam ebenfalls aus den USA: die Pop Art. Kein anderer Stil in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts hat die Vorstellung von Ästhetik, Design und vom American Way of Life so entscheidend geprägt wie dieser. Denn keine andere künstlerische Ausdrucksform hat sich so stark eingemischt in das Alltagsleben einer ganzen Generation und weit darüber hinaus. Im gleichen Maße, in dem die Medien- und Warenwelt der industriellen Gesellschaft in den späten fünfziger Jahren plötzlich zu einem neuen Thema für die Kunst wurde, wurde die Kunst zum Thema in der Gesellschaft.

Bis heute sind diese Mechanismen wirksam. Das zeigt sich nicht nur daran, dass sich viele zeitgenössische Künstler wie Jeff Koons oder Keith Haring in der Nachfolge der großen Pop Artisten sehen. Gleichbleibend groß ist auch das Interesse des Publikums an Ausstellungen der prominentesten Vertreter dieser Kunstrichtung wie Andy Warhol, David Hockney, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Tom Wesselmann, Jasper Johns, Robert Rauschenberg oder Robert Indiana - um nur einige wenige zu nennen -, die fast alle mit ihren Werken auch auf der art KARLSRUHE vertreten sind.

Dies sind nur wenige Beispiele für künstlerische Positionen nach 1945, die maßgeblich auch das Schaffen heutiger Künstler geprägt haben.