29.06.2022

Auf jeden Einzelnen kommt es an

Ewald Karl Schrade, Galerist und Kurator, im Interview zur art KARLSRUHE

Ewald Karl Schrade, Kurator der art KARLSRUHE. © Jürgen Rösner/Messe Karlsruhe

Frage: Hätten Sie 2004, als die erste art KARLSRUHE stattfand, vermuten können, dass dieses Messe im deutschen Südwesten einmal so erfolgreich sein könnte, dass sie mit über 200 renommierten Ausstellern, darunter etliche aus dem Ausland, ob aus Barcelona, Istanbul, London, Mailand oder Paris, so viele Besucher nach Baden-Württemberg bringen wird?

Ewald Karl Schrade: Natürlich habe ich es damals nicht wissen können. Gehofft hatte ich es aber schon. Denn Karlsruhe, mittlerweile auch als UNESCO-Stadt der Medienkunst weltweit im Gespräch, aber schon seinerzeit von herausragenden Museen, Galerien, zwei Kunsthochschulen und insbesondere dem ZKM geprägt, bringt ideale Voraussetzungen mit, um als Messestadt auch der Kunst zu dienen.

Frage: Als Gründungsvater der art KARLSRUHE haben Sie mit der Messe Karlsruhe einen Marktplatz entwickelt, der sich durch einen speziellen Charakter auszeichnet. Können Sie ihn beschreiben?

Ewald Karl Schrade: Es war einst keinesfalls selbstverständlich, Klassische Moderne und Gegenwartskunst zusammen zu zeigen. Doch im Dialog, über die Jahrzehnte und Stile hinweg, so dachte ich, entsteht eine Symbiose, die gewinnbringend für alle sein muss. Das Neue ist schließlich ohne das Alte und das Bewährte nicht vorstellbar, auch kaum zu schätzen. Und im dialektischen Ansatz ist dann eben auch die komplette art KARLSRUHE konzipiert, wie auch die Programm-Präsentationen der Aussteller im Zuspiel mit den von ihnen ebenfalls gebotenen One-Artist-Shows zeigen. Oder: Wo Malerei hängt, steht auch Skulptur. Das Eine und das Andere finden gleichermaßen zueinander.

Frage: Dabei drängt sich die Frage auf, wie Aussteller und Sammler zueinanderfinden, wie kommt es, dass die art KARLSRUHE, Ausgabe für Ausgabe, offenbar auch geschäftlich ein Erfolg ist?

Ewald Karl Schrade: Dass viele meiner Kollegen, erfahrene Galeristen, immer wieder zur Messe nach Karlsruhe anreisen, lässt sich zwar auch dank der Tatsache guter Umsätze erläutern. Doch die kommen ja nicht von selbst zustande. Wir bemühen uns um die Besucher, um jeden Einzelnen, nehmen die art KARLSRUHE gedanklich auch aus Sammler-Perspektive wahr, um für jeden viel zu bieten – auf der Basis einer klaren, übersichtlichen Struktur durch vernünftige Aufplanung und optimale Standgestaltung.

Frage: Attraktiv scheinen auch die zahlreichen Preisvergaben und Sonderausstellungen zu sein, die über das Merkantile hinaus für große Aufmerksamkeit sorgen? Kein Zufall, oder?

Ewald Karl Schrade: Natürlich nicht. Aber im Laufe der knapp zwanzig Jahre art KARLSRUHE sind manche Auszeichnungen hinzugekommen, ob es der Loth-Skulpturenpreis ist – oder der Platschek-Preis für Kunst und Schrift, der diesmal an den Chemnitzer Künstler Osmar Osten vergeben wird, ausgewählt von der Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz. So werden Kunst und Kunstbetrieb aus einer weiteren Perspektive betrachtet.

Frage: Diesmal wird im Rahmen der großen Sonderausstellungen die Sammlung des Juristen-Ehepaares Klöcker in Halle 3 präsentiert. Es handelt sich ausschließlich um Frauen-Darstellungen. Was steckt grundsätzlich hinter diesen Präsentationen privater Kollektionen auf der Messe?

Ewald Karl Schrade: Ich habe von Anfang an darauf verzichtet, institutionelle Sammlungen vorzustellen. Es war mir wichtig, überaus anschaulich zu vermitteln, wie aus privater Leidenschaft und teils mit bescheidenen Mitteln in der Startphase großartige Sammlungen entstehen können. Maria Lucia und Ingo Klöcker haben ihr Motiv gefunden und somit eine unverwechselbare Bilder- und Skulpturen-Kollektion zusammengetragen. Ein vorzügliches Beispiel, wie etwas Wunderbares entstehen kann; vorbildlich.

Frage: Im kommenden Jahr, so ist es seit langem geplant, werden Sie die kuratorische Verantwortung für die art KARLSRUHE ein letztes Mal tragen, sich danach angeblich zurückziehen. Ist das wirklich so?

Ewald Karl Schrade: Keine Sorge vonnöten. Ich bleibe der art KARLSRUHE erhalten – als Aussteller. Darauf freue ich mich. Denn dann kann ich mich endlich einmal vom ersten bis zum letzten Messetag um meinen eigenen Stand kümmern, über Künstler und Kunst sprechen, die mir persönlich am Herzen liegen.

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