29.01.2020

Interview mit Kurator Ewald Karl Schrade

Auf allen Ebenen - Interview mit Ewald Karl Schade, Kurator der art KARLSRUHE

Kurator Ewald Karl Schrade

Frage: Wie würden Sie die von Ihnen und der Messe Karlsruhe bereits 2004 gegründete art KARLSRUHE charakterisieren? Was zeichnet diese Kunstmesse aus?

Ewald Karl Schrade: Wir haben uns von Anfang an auf den Gedanken eingelassen, dass die Gegenwartskunst ohne die Klassische Moderne nicht vorstellbar ist, dass das Zeitgenössische seine Wurzeln in jener Bilderwelt hat, die Anfang des vergangenen Jahrzehnts vor allem in der Auseinandersetzung mit sichtbarer Wirklichkeit entstand. So können wir mittlerweile 120 Jahre Kunst präsentieren, eben die art KARLSRUHE, die vom Expressionismus über Informel, Pop und ZERO bis zu allerjüngsten Strömungen nichts auslässt.

Frage: Wenn von rund 1 500 Künstlern, vertreten durch 210 Galerien aus 15 Ländern, in vier Messehallen gewiss Tausende von Kunstwerken zu sehen sind, besteht dann nicht die Gefahr, dass die Besucher und vor allem die Sammler maßlos überfordert sind?

Ewald Karl Schrade: Die Gefahr bestünde, wenn wir nicht darauf achten würden, das Angebot zu strukturieren und Orientierung anzubieten. Wir tun das auf allen Ebenen. So bietet die art KARLSRUHE in ihren Hallen jeweils stilistische Schwerpunkte, freilich nicht allzu streng voneinander abgegrenzt, sondern mit der gebotenen Durchlässigkeit. Denn die Kunst selbst findet oft im Übergang der Themen und Disziplinen statt. Und natürlich gibt es – vom übersichtlichen Hallen-Plan über Führungen bis zum hilfreichen Messe-Magazin – reichlich Information, wo was zu finden ist.

Frage: Und was tun Sie, um das umfangreiche Angebot der Aussteller in den einzelnen Hallen zu ordnen? Gibt es da ebenfalls ein Erfolgsrezept, das die art KARLSRUHE ja offenbar hat, wenn sie pro Messe rund 50 000 Besucher zählt?

Ewald Karl Schrade: Jeder Aussteller ist natürlich selbst für seine Stand-Präsentation verantwortlich. Aber ich habe einst zwei wesentliche Gestaltungselemente vorgegeben, die sich auch in diesem Jahr bewähren werden. Erstens: Dank der breiten Gänge und der stets vielbeachteten Skulpturenplätze, die in allen vier Hallen zu entdecken sind, bietet der Rundgang genug Freiraum, auch Orte der Kontemplation. Zweitens: Mit den zahlreichen One-Artist-Shows, die unsere Aussteller gerne an ihren Ständen einrichten, erhält die art KARLSRUHE ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Es zeichnet sich – bei aller Vielfalt – durch eine gewisse Dichte aus, weil einzelne Künstler stark vertreten sind.

Frage: Zum besonderen Charakter der von Ihnen kuratierten und von einem Beirat mitgestalteten Messe gehört Jahr für Jahr großes Engagement, Anregungen zum Sammlungsaufbau zu geben. Was steckt dahinter, wie verwirklichen Sie das Ziel?

Ewald Karl Schrade: In der Tat ist es uns ein Anliegen, dass die Besucher gerne auf dieser Messe einkaufen und die Aussteller folglich gute Umsätze machen können. Mit der groß inszenierten Sonderausstellung einer Privatsammlung (diesmal die Stiftung von Hans-Peter Haas) vermitteln wir, wie bedeutende Kollektionen zusammengestellt werden können, wie sie wachsen. Und mit der Sonderschau Druckgrafik geben wir auch jüngeren Sammlern, den Einsteigern, reichlich Gelegenheit, in Halle 1 preisgünstige Auflagenkunst zu erwerben.

Frage: Auffällig ist, dass die 17. art KARLSRUHE viel Einsatz in Sachen Skulptur zeigt, noch mehr als bislang. Hat das einen besonderen Grund?

Ewald Karl Schrade: Natürlich wird auf der art KARLSRUHE auch weiterhin die Malerei eine entscheidende Rolle spielen, Druckgrafik, Zeichnung und Fotografie inklusive. Aber weil wir, unterstützt vom Sponsor Vollack Gruppe, im begrünten Innenhof der Messe den neuen Skulpturengarten präsentieren werden, wollten wir die anderen Aktivitäten dreidimensionaler Herkunft ebenfalls besonders ins Licht rücken, darunter die schon erwähnten Skulpturenplätze, die nun zum dritten Mal im Fokus des von der L-Bank mit 20 000 Euro dotierten Loth-Skulpturenpreises stehen, sowie das ARTIMA art meeting am 13. und am 14. Februar, diesmal der Skulptur und der Kunst im öffentlichen Raum gewidmet. Unter den Podiumsgästen werden Felix Krämer, der Generaldirektor des Museums Kunstpalast in Düsseldorf, sowie die Bildhauer Olaf Metzel und Vera Röhm sein.

Frage: Apropos Kunstpreise – drei sollen auch 2020 auf der art KARLSRUHE vergeben werden. Welche?

Ewald Karl Schrade: Der genannte Loth-Skulpturenpreis, den zuletzt Jörg Bach und die Galerie Wohlhüter erhielten, im Jahr zuvor Joana Vasconcelos und die Galerie Scheffel, sowie der art KARLSRUHE-Preis, der von Stadt und Land mit 15 000 Euro dotiert ist und Ankäufen für die art KARLSRUHE-Collection dient. Außerdem wird auch diesmal der Hans Platschek Preis für Kunst und Schrift vergeben. Hier steht die Preisträgerin bereits fest: Helga Schmidhuber, ausgewählt vom Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alexander Klar.

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